Mikrofilme haben unterschiedliche Verkleinerungsmaßstäbe nach denen der jeweilige Film in Bezug auf das Original angefertigt wurde. Beispiel: Die Abbildung einer A4-Seite hat eine Höhe von 33 mm, besitzt tatsächlich aber die genormte Höhe von 297 mm. Daraus ergibt sich eine Verkleinerung (Reduction Ratio, kurz RR) von 9 (297:33). Diese RR spielt eine entscheidende Rolle um verzerrungsfrei zu scannen und für die Erstellung von Bildern in einer bestimmten Auflösung.
DPI bezieht sich auf die Auflösung im Verhältnis zur Originalgröße (also in Bezug auf das A4-Blatt selbst), TrueDPI (kurz: TDPI) auf die Verkleinerung des A4-Blattes.
Bei dem Aufsatz des Mikrofilms ist für 35mm-Vorlagen (Kleinbildfilm) eine TDPI von etwa 5200 voreingestellt. Diese entspricht einer verzerrungsfreien Aufnahme bei einer Aufnahmeauflösung von 600 DPI und einer RR von 9.
Bei abweichenden Mikrofilmgrößen (z. B. 16mm) gibt es prinzipiell zwei Wege der Ermittlung einer TDPI.
Die Scanzeile der Dalsa-Kamera beim nextScan arbeitet mit einer festen Auflösung. Die Auflösung des gescannten Objektes (TDPI) ist somit abhängig von der Distanz (Höhe) der Kamera zum Objekt.
Mit einem 65mm Nikon-Objektiv gibt nextScan einen realisierbaren TDPI-Bereich von 3500 bis 15500 an. Unterhalb von 3500 TDPI ist demnach keine Fokussierung möglich, da der Abstand zwischen Film und Kamera kleiner ist als der Fokussiernahpunkt. Unser 60mm Nikon-Objektiv kann damit nicht mit 2784 TDPI scannen!
Die Lösung des Problems liegt in einer doppelten Scanauflösung. Anstatt die angestrebten 300 DPI gleich bei der Digitalisierung zu realisieren, scannen wir mit 600 DPI und rechnen anschließend die Images auf 300 DPI herunter.
Nach obiger Formel ergibt sich für 600 DPI und einer RR von 9,28 eine Auflösung von 5568 TDPI. Im Bewußtsein von Meßfehlern bei der Bestimmung der RR und einer vom Hersteller angegebenen Toleranz von 10%, werden 5400 TDPI zum Scannen mit nextScan vorgeschlagen.
Prinzipiell stehen dem Nutzer nun nach obiger Formel zur Berechnung der TDPI zwei Wege offen, die selbige zu erhöhen. Zum einen durch Angabe einer gewünschten höheren DPI (direkter Weg) oder durch Angabe einer höheren RR (indirekter Weg). Wir entscheiden uns für letzteren Weg aus folgendem simplen Grund.
Die Erhöhung der RR führt nicht wie bei der Erhöhung der DPI, zur Verengung des tatsächlichen Scanbereiches. Eigentlich sollten es keine Rolle spielen, welcher Wert vom Nutzer erhöht wird (auch auf Nachfrage beim Hersteller). De facto führt eine Veränderung der DPI bei gleicher RR allerdings dazu, dass nicht mehr die gesamte Breite des Filmstreifens erfaßt wird. D.h. dass bei Verfilmungen, die bis an den Rand gehen, Informationen abgeschnitten werden.
Doch auch beim indirekten Weg zur Erhöhung der TDPI gibt es einen kleinen Nachteil. Durch die Erhöhung der RR anstatt der DPI wird in den Metadaten des jeweiligen Images auch der nun fälschliche DPI-Wert eingetragen. Anstatt von 600 DPI stehen in den Metadaten nur 300 DPI. Dies gilt es bei der Postproduktion und der Erstellung von 300 DPI Images zu beachten!
Im Unterschied zu Fusion, wird bei nextStar zuerst der gesamte Film in einem Stück (sogenanntes Ribbon-Scanning) eingescannt. Erst im Anschluss wird der Ribbon in einzelne Bilder zerteilt. Aus diesem Grund ist die Scannsoftware nextStar modular aufgebaut. Neben der Software zum eigentlichen Scannen, stehen dem Nutzer ein Programm zur Bildselektion und -zerteilung (NextStarAuditor), sowie ein Tool, welches die Ausgabe der jeweiligen Bilder in unterschiedliche Formate übernimmt (Output). Zusätzlich gibt es ein Programm zum Management des Gesamtworkflows (nextStar Ribbon).
Hintergrund: NextStar bietet die Option, dass Ende der Mikrofilmrolle automatisch zu erkennen. Maßstab ist die Länge der Dunkelheit wenn kein Dokument mehr abgebildet wird. Sobald mitten im Film sehr dunkle Images auftreten führt diese Art der Erkennung zu Problemen. Der Scanvorgang wird unterbrochen und etwas zeitversetzt wieder aufgenommen. Die Folge ist ein zerteiltes Image mit Informationsverlust. Deshalb wurde der Wert für die End-of-roll- Erkennung auf den Maximalwert 120 inch, etwa 3 m, gesetzt.
Abb. 1:
Abb. 2: